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Der Zuschendorfer Flügelaltar
Der Zuschendorfer Flügelaltar wird restauriert. Bis er zurückkehrt, steht ein »Vertreter« an seinem Platz. Wir verdanken dieses wunderschöne Flügelaltärchen Christiana Weber. Sie hat zusammen mit ihrem Vater, der das Gestell baute, ein interessantes Kunstwerk geschaffen, das in Form und Farbgebung und auch mit dem Thema Abendmahl an den Zuschendorfer Altar erinnert. Herzlichen Dank!
Wenn man von ferne schaut, sieht man die Farben Rot, Gold und Dunkelgrün und die glitzernden Figuren, Menschen, Tiere und Pflanzen. Und man sieht ein Brot. Der Tisch, an dem Jesus mit seinen Jüngern sitzt, wirkt selbst wie eine Brot. Die Gemeinschaft im Namen Jesu wirkt wie ein Brot, wie Nahrung für die Welt. Wer mit Jesus am Tisch sitzt, hat Brot, selbst wenn er sich als Feigling oder Verräter erweisen sollte. Am Tisch des Herrn, beim Abendmahl, entscheidet sich das Wohl und Wehe nicht nur der engsten Jünger, sondern des ganzen Erdkreises. Die Abendmahlsgemeinschaft, die die Gaben Jesu miteinander teilt, ist das Brot. Das ist ein wichtiger Gedanke und hier sehr schön dargestellt.
Ein kleines Lamm weist auf Jesus hin. Ein gebrochenes Brot liegt da und gefüllte Weingläser stehen aufgereiht. Kommt, es ist alles bereit. Judas hat sein Geldsäckchen mit dem Verräterlohn bei sich. Aber es steht hinter ihm, als hätte er es schon verloren, während er gierig den Rücken buckelt und nach dem Wein greift. Die anderen Jünger schauen sich erschrocken an: Bin ich’s Herr, der dich verraten hat?
Rot und Gold sind die Grundfarben des Bildes – Feuer und Licht. Hinweis auf Jesus und den Heiligen Geist. Ein kühles Grün herrscht hingegen in der Predella (unter dem Mittelbild). Es ist der Garten Gethsemane mit den schlafenden Jüngern und den Soldaten, die zur Festnahme Jesu schon bereit stehen, steif und gesichtslos, so, wie man Soldaten gerne hat, Roboter, die gehorchen. Die Szene wird gesäumt, vielleicht von Ölbäumen? Als heimliche Zuschauer haben sich die Künstlerin und ihr Vater im Garten versteckt.
Auf den Flügeln des Altars sehen wir Ranken und Tiere. Man denkt an Getreide und Weinreben und das Wort Jesu: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen. Auch die Kornernte ist gefährdet durch das Feuer, durch Gluthitze und Dürre.
Und die Tiere? Löwen und Antilopen besiedeln das Land, in himmlischer Friedlichkeit? Der Löwe ist ein Tier der Wüste. Die Wüste der Ort der Begegnung mit Gott. Wir erinnern uns an Mose und den brennenden Dornbusch und an Jesus, der vom Geist in die Wüste geführt wurde, in die Versuchung. Der Löwe ist Symbol für die Gegenwart Gottes unter den Menschen. In der Wüste, dem Terrain des Löwen, findet sich der Weg des Herrn. Und schließlich erinnert der Löwe an den Evangelisten
Markus und an den Stamm Juda, den königlichen, messianischen Stamm Jesu: Der Löwe aus dem Stamm Juda hat den Sieg errungen. (Offenbarung 5,5)
Noch eine Beobachtung zum Schluss: Klappt man den Altar zu (Wochentagszustand), bleibt die Predella mit der bedrückenden Botschaft, dass auch die Glaubenden leicht schläfrig und gleichgültig werden. Und es bleiben zwei Hände – so ähnlich wie bei Michelangelos Erschaffung des Menschen –, denn die Flügel schließen nicht bis zur Mitte. Hier gehört die rechte Hand Jesus, die andere einem Jünger. Jesus reicht ihm die Hand. Jesus streckt die Hand aus zur Vergebung, auch wenn wir im Alltag befehlen, die Bibel zuklappen, das Gotteswort ausblenden, die Klappe schließen. Jesus kann man nicht ganz wegsperren. Er ist der Gegenwärtige.
Nehmen Sie sich die Zeit und schauen Sie sich den Altar einmal an! Gute Entdeckungen dabei wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Dieter Rau
»AUS 2 MACH 3« – Einen Beitrag zur Spendenaktion für die Zuschendorfer Kirche im Jahr 2008 finden Sie hier: im Archiv