Die große Jahn-Orgel der Stadtkirche St. Marien

 

Spieltraktur mechanisch, Barkerhebel

Registertraktur elektro-pneumatisch, 4000 Setzerkombinationen

Umfang der Manuale: C – a‘‘‘

Umfang des Pedals: C – f‘

* alter Bestand von 1842

I HW                          II OW                        III SW                 Pedal

31 Prinzipal 16'          15 Quintade 16‘*       1  Stillgedackt 16‘      49 Untersatz 32‘        

32 Prinzipal 8‘            16 Prinzipal 8‘            2  Metallflöte 8‘          50 Prinzipal 16‘*

33 Gemshorn 8‘*        17 Gedackt 8‘             3  Weidenflöte 8‘        51 Subbaß 16‘*

34 Rohrflöte 8‘*         18 Dolce 8‘                 4  Unda Maris 8‘        52 Oktavbaß 8‘*

35 Quintade 8‘            19 Oktave 4‘*             5  Prinzipal 4‘          53 Gemshorn 8’

36 Oktave 4‘               20 Rohrflöte 4‘*         6  Koppelflöte 4‘        54 Gedackt 8‘*

37 Spitzflöte 4‘*         21 Nasard 2 2/3‘         7  Weidenspiel 4‘       55 Oktave 4‘*

38 Waldflöte 2‘          22 Oktave 2‘               8  Blockflöte 2‘          56 Nachthorn 2‘*

39 Larigot 1 1/3‘         23 Gemshorn 2‘*       9  Terzian 2f.              57 Hintersatz 3f.

40 Rauschwerk 2f.   24 Terz rep. 1 3/5‘  10 Prinz. Mixtur 4-5f. 58 Choralmixtur 4f.

41 Hornwerk 2-5f.      25 Flageolett 1‘          11 Carillonzimbel 4f. 59 Posaune 16‘

42 Sesquialter 1-2f.    26 Scharf 4f.              12 Spillregal 16‘         60 Trompete 8‘

43 Mixtur 4-5f.           27 Kl. Zimbel 4f.       13 Rohrschalmei 8‘    61 Clarine 4‘

44 Tonus fabri 2f.       28 Krummhorn 8‘      14 Tremulant              62 Koppel I-Pedal

45 Fagott 16‘              29 Tremulant                                          63 Koppel II-Pedal

46 Trompete 8'           30 Koppel III-II                                        64 Koppel III-Pedal

47 Koppel II-I                                                         

48 Koppel III-I                                                                                  65 Walze an

Tutti/Pleno/Zungen-Einzelabsteller

Umbauten und Reparaturen

1842 Friedrich Nikolaus Jahn, Neubau (2 Manuale, 44 Register)

1890 Julius Jahn, Neugestaltung des Prospekts

1919-1927 Johannes Jahn, Erweiterung (3 Manuale, 57 Register), pneumatische Spiel- und Registertraktur

1979 VEB Orgelbau Bautzen (Eule), Remechanisierung der Traktur und Neubau des Schwellwerkes

Disposition: Gerhard Paulik (1950), Günther Metz (1979)

Intonation: Martin Weise

2005 Hermann Eule Bautzen, Reinigung, Erneuerung der Schleifenzugapparate, Einbau der Setzerkombination

1842 erbaute Friedrich Nikolaus Jahn aus Dresden eine neue Orgel in der Stadtkirche St. Marien zu Pirna.

Sie verfügte über 2 Manuale und 44 Register, darunter vier 16‘-Register im Manual und zwei 32‘-Register im Pedal, welche für einen monumentalen Klang gesorgt haben dürften.

In einem Gutachten schreibt Alfred Sittard (Kreuzorganist in Dresden) im Jahre 1911 dazu: „Der Preis, für den die Orgel seinerzeit in Pirna aufgestellt wurde, ist recht niedrig. Der Orgelbauer konnte dafür kaum das beste Material . . . liefern . . . Aus den Akten geht her-

vor, daß Reparaturen an der Mechanik schon seit Aufstellung des Werkes sich ständig als notwendig erwiesen haben . . ." Er führt weiterhin aus, daß die Orgel vermutlich von Anfang an nicht allzu hohen (technischen) Anforderungen entsprochen zu haben scheine.

In den Jahren von 1888 bis 1890 wurde das Innere der Marienkirche weitgehend verändert. Vom Architekten Quentin wurde ein neues Gehäuse im Sinne des gründerzeitlichen Stileklektizismus entworfen, das durch plastische Frontgliederung lebhaftere Schattenwirkungen erzielen sollte. Die Disposition der Orgel blieb unverändert.

Da mit Beginn des neuen Jahrhunderts die Störanfälligkeit zunahm, wurde im Jahre 1911 angeregt, die Orgel klanglich und technisch von Grund auf umzugestalten.

In den Jahren zwischen 1919 und 1927 fügte Johannes Jahn (1868-1933), der Enkel Friedrich Nikolaus Jahns ein drittes Manual hinzu und erweiterte die Zahl der Register auf 57, von denen 34 in den Fußtonlagen 32' bis 8' standen.

Die Schleifladen von Hauptwerk, Oberwerk und Pedal blieben glücklicherweise erhalten. Jedoch wurde die gesamte Orgel auf pneumatische Spiel- und Registertraktur umgestellt und mit einem neuen Spieltisch versehen.

Mit insgesamt 16 Koppelschaltungen, 6 „Leerlaufkoppeln", 9 festen, 2 freien Kombinationen, zahlreichen Abstellern und Wechselschaltern war der neue Spieltisch ein Musterbeispiel für den übertechnisierten Orgeltyp des beginnenden 20. Jahrhunderts.

Leider ging die solide Handwerkstradition der Jahnschen Werkstatt in der dritten Generation verloren. Dazu kam die bedrängte wirtschaftliche Situation des Betriebes und der auf Grund harten Konkurrenzkampfes außerordentlich geringe Preis für den Orgelumbau, so daß die Arbeiten insgesamt nur geringe Qualität aufwiesen. Hierdurch traten bereits in den 40er Jahren erhebliche technische Mängel auf.

Im Jahre 1950, unmittelbar nach Beginn seines Wirkens an der Marienkirche gab Kirchenmusikdirektor Gerhard Paulik (1896—1966) den Anstoß zur Erneuerung klanglich und technisch unbefriedigenden Instrumentes, welche in zahlreichen Bauetappen von der Bautzener Orgelbaufirma Eule verwirklicht wurden.

Die schwierigen Bedingungen der Nachkriegszeit bestimmten die Konzeption dieser Umgestaltung:

Es wurde keine Rekonstruktion der Friedrich-Nikolaus-Jahn-Orgel, sondern ein vielseitiges modernes Instrument angestrebt.

Die pneumatische Spielanlage und Traktur mussten trotz ihrer konstruktionsbedingten Nachteile vorläufig beibehalten und aufgearbeitet werden.

Gerhard Paulik schuf eine Disposition, die bei verschiedenen Neubauten der 50er und 60er Jahre kopiert, oft nicht ganz erreicht wurde, deren Ideen jedoch in der Zwickauer Domorgel

(1965) ihre Krönung erhielten.

Obwohl auf das dritte Manual vorläufig noch verzichtet werden musste, fand das klangliche Resultat allgemein Anerkennung und Bewunderung. Die pneumatische Traktur jedoch arbeitete „derartig zögernd, unpräzis und ungleich, daß der Spieler bei bewegteren Partien alle

Energie aufwenden muß, um überhaupt noch weiterspielen zu können . . ." (G. Metz)

Kirchenmusikdirektor Heinrich Albrecht, der 1967 die Nachfolge Gerhard Pauliks antrat stand vor der Aufgabe Pauliks Programms durch Remechanisierung der Traktur zu vollenden. Aufgrund fehlender Mittel und Materials konnte dies erst in den Jahren 1978 – 79 verwirklicht werden:

Die original erhaltenen Schleifladen des 1. und 2. Manuals und des Pedals wurden restauriert.

Für das 3. Manual wurden neue Schleifladen gebaut. Die gesamte mechanische Tontraktur, elektrische Manualkoppeln und der Spieltisch wurden von der Firma Eule, Bautzen, neu eingebaut. Die elektropneumatische Registrieranlage unter Beibehaltung der pneummatischen Schleifenzugapparate von 1927 wurde erneuert.

Im Zuge der Innensanierung der Marienkirche fand 2005 eine grundlegende Renovierung der Orgel durch die Firma Hermann Eule statt. Eine Setzerkombination wurde eingebaut und der Prospekt – seit der Zeit zwischen den Weltkriegen aus Zink – erhielt neue Zinnpfeifen.

Jahn-Orgel
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