An(ge)dacht
Liebe Leserinnen und Leser!
Die beiden Verse, die als Monatssprüche über diesen Kirchennachrichten stehen, bereiten mir beim ersten Überfliegen sofort ein warmes Gefühl der Dankbarkeit und Geborgenheit.
Eine Melodie kommt mir in den Sinn. Wie oft habe ich verschiedene Weisen des Verses für den September (Gott ist unsere Zuversicht und Stärke. Ps 46,2 Monatsspruch September) in meiner Jugend gesungen und über das Singen haben sich die gesungenen Worte zu einem tiefen Glauben in mir verankert.
Außerdem erinnert mich der Vers an das Motto des Kirchentages im Mai: Mutig, stark, beherzt. Während wir uns mit dem Monatsspruch vom September über Gottes Stärke in uns freuen können, werden wir mit dem Kirchentagsmotto ermahnt, dass diese Stärke in uns auch Gestalt annehmen sollte im Leben. Erstaunlicherweise schaffen es während des Kirchentages ungefähr 150.000 Menschen sich genau so zu begegnen und schlechte Laune, Herzlosigkeit und Feigheit außen vor zu lassen. Liegt es an den Leuten? Liegt es an der Stimmung dort oder dass man sich unter seinesgleichen weiß? Oder machen mehr Menschen, die in eine Richtung denken und glauben, mehr Mut?
Vielleicht ist von allem etwas dabei. Es tat gut, miteinander unterwegssein zu können beim Kirchentag in Hannover und Mut, Stärke und das große Herz auffüllen lassen zu können mit Eindrücken und gemeinsamer Lust am geistlichen und gesellschaftlichen Nachdenken.
Besonders beeindruckend waren allerdings Einzelne, Menschen, die ohne den Rückhalt des Kirchentagspublikums mutig, stark und beherzt sind und diese Gottesgaben leben. Bischöfin Marianne Budde z.B. hielt in ihrer zurückhaltenden bescheidenen Art eine überzeugende Bibelarbeit über den Auferstehungsmorgen (Matth 26) und weckte gerade dadurch in uns Sympathie für ihre Wahrhaftigkeit und Standhaftigkeit. Sie hatte Donald Trump um Erbarmen gebeten für die Armen und Rechtlosen im Land und dafür viel Ärger im Präsidentenlager geerntet.
Aber auch die Worte des Monatsspruches für den August laden uns ein zum Nachdenken und zu einem mutigen, starken und beherzten Umgang miteinander, weil Gott uns darin gründet. »Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge.« Apg 26,22.
Natürlich können wir kaum ein Menschenleben durchleben ohne Probleme, Fehler oder Abschiede. Natürlich gehören die schlechten oder bösen Tage genauso zu uns wie die guten und fröhlichen. Aber in dem Augenblick, da ich diesen Vers lese, kann ich dankbar darauf schauen, dass ich jetzt hier sein kann.
Und weil ich gute und schlechte Tage hinter mir lassen konnte, weil ich immer wieder Bewahrung erlebt habe und Segen, darum kann ich von Gottes Dasein, seinem Einfluss auf mein Leben, meiner Hoffnung weitererzählen, so argumentiert der Vers aus der Apostelgeschichte, so erlebe ich es.
Ohne Hoffnung und einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft wären wir keine Christen. Und da schließt sich der Kreis wieder zum Monatsspruch des September: Weil wir in dieser Zuversicht und Stärke Gottes leben, dass es ein Leben gibt – ein Leben nach dem Leben, darum können und sollten wir mutig, stark und beherzt durchs Leben gehen, vielleicht mit einzelnen Vorbildern oder als die vielen Christen gemeinsam, die wir sind in Deutschland und der Welt.
Brigitte Lammert
Monatsspruch August
Gottes Hilfe habe ich erfahren
bis zum heutigen Tag
und stehe nun hier und bin sein Zeuge.
Apg 26,22